Allogene Knochenmarkspende

Erfahrungsbericht eines Stammzellspenders

von Thomas Groeneveld (01. Dezember 2000, ergänzt 17. Januar 2001)

Gesunde Menschen haben 1000 Wünsche - Ein kranker Mensch nur einen !

(indisches Sprichwort)

Einfach eine gute Erkenntnis -

Ich bin gesund und habe tatsächlich noch 1000 Wünsche, aber was sind die schon wert gegen diesen einen Wunsch !?

Jetzt muss Zeit sein einem Menschen zu helfen, genau diesen einen Wunsch zu erfüllen.

Thomas


Hallo,

mein Name ist Thomas Groeneveld, ich bin 36 Jahre alt und wohne in der Nähe von Wolfsburg. In diesem Bericht erkläre ich den zeitlichen Ablauf, meine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zu meiner Stammzellenspende.

Im September 1996 las ich in der Wolfsburger Tageszeitung die Ankündigung eines Guinesbuch - Rekordversuches in Wolfsburg am "Neuen Teich".

Dort wollten mehrere Jugendliche versuchen, einen Rekord im Dauer - Inlineskaten aufzustellen, immer rund um den Teich herum.

Dabei sollten ihnen Zuschauer / Gäste helfen in dem diese, für einen guten Zweck, Runde um Runde "kaufen". Für jede 5,-DM Spende für die DKMS, fuhren die Teilnehmer je eine Runde um den "Neuen Teich".

Das war eine super Idee empfanden meine Familie und ich.

Von der DKMS erfuhren wir erstmals im TV bei "Schreinemaker`s Live".

Als ich las, dass man sich vor Ort auch typisieren lassen kann, stand unser Entschluss fest, da fahren wir hin, da werden wir dabei sein.

Gesagt - getan, wir ließen die Inlineskater allein für uns 20 Runden schwitzen.

Wir hatten viel Spaß dabei, zählten jede Runde laut mit und wussten, dass wir mit unserer Spende eine Typisierung bezahlt hatten.

An diesem Tag ließen meine Frau Rita und ich uns typisieren.

Kurze Zeit später bekamen wir die schriftliche Bestätigung der DKMS Tübingen, das wir in der Spenderdatei aufgenommen wurden.

Danach wurden wir höchstens mal durch einen Typisierungsaufruf an unsere Typisierung erinnert, was aber im normalen Alltagsstress schnell wieder untergeht.

Bis - - -

Ja bis zum 12.09.2000 !

Rita holte die Post aus dem Briefkasten und rief mir zu," Thomas - ein Brief von der DKMS Tübingen für dich ".

Geöffnet las ich folgendes -

Ihre Bereitschaft zur Lebensspende

Bestätigungstypisierung

Sehr geehrter Herr Gr..................

Aufgrund der bei Ihnen bisher durchgeführten Blutuntersuchung wurde festgestellt, dass sie mit einem Patienten für den ein Stammzellenspender gesucht wird, in mehreren Gewebemerkmalen übereinstimmen.

Dieser Befund bedeutet nun, dass ...........

Wir möchten Sie bitten, sich schnellstmöglich unter der für Sie kostenfreien Telefonnummer - 0800 / .......... mit uns in Verbindung .........................

Wauuuuhhhhh stark ( waren meine Gedanken )

Keine 3 Minuten später, hatte ich eine sehr freundliche Mitarbeiterin der DKMS am Apparat.

Nach dem ich ihr meine auf dem Brief stehende Spendernummer mitteilte, war ihre erste Frage, "Herr Groeneveld, sind sie noch bereit zur Lebensspende durch eine Stammzellenspende ?"

Als ich unverzüglich ( für mich war es sofort eine Ehre, ein Glück, ein - ich weiß es nicht weiter zu beschreiben ) mit "ja" antwortete, wurde mir von ihr alles weitere absolut ausführlich erklärt. Es steht noch nicht 100 %ig fest, dass ich es bin - usw. usw.

Das es 2 Arten der Stammzellenspende gibt, wo die Unterschiede, Vor.- und Nachteile sind, welche Kliniken dafür in Frage kommen und vieles mehr.

Auch jede Frage die ich hatte, wurde mir ausführlich beantwortet.

Die Dame von der DKMS bat mich dann zu einer weiteren Blutabnahme bei einem Arzt meiner Wahl, der Termin wurde von ihr gemacht und das Blut von einem Kurier abgeholt.

In diesem Brief wurde mir anbei ein Gesundheitsfragebogen mitgesendet.

Die 3 ausgefüllten Fragebögen faxte ich noch am selben Abend von meinem Arbeitsplatz aus an die DKMS.

Ich muss sagen, mit ein wenig Stolz einer der "Auserwählten" zu sein, kamen die ersten Gespräche zum Thema Knochenmarktransplantation mit Kollegen auf.

Alle Personen mit denen ich dieses Thema besprach waren von meiner Bereitschaft zur Spende begeistert, ABER - nicht alle wären nach ihren Worten bereit dieses auch zu tun.

Schon hier fiel mir auf, dass es noch viel Aufklärung und Info benötigt, um die eine oder andere Desinformation aus den Köpfen vieler zu bekommen.

Knochenmark = Rückenmark NEIN !!! IST NICHT SO !!! Stammzellenspende ? Typisierung ?

Da man mir am Telefon sagte, es könnten noch Wochen bis Monate bis zum nächsten Bescheid vergehen, waren die Gedanken an die Spende schnell vom Alltag verschluckt.

Bis zum 10.10.2000, als meine Frau wieder den Briefkasten leerte und ein zweiter Brief aus Tübingen dabei war.

Sehr geehrter Herr Gr............

Vor einiger Zeit haben sie sich Blut ........ Bestätigungstypisierung.........

Das Ergebnis liegt mir jetzt vor und es besagt, - dass sie der richtige Spender für den betreffenden Patienten wären.

Darf ich sie deshalb bitten, mich schnellst möglich unter .... 0800 / ...... anzurufen.

Mit herzlichem Dank und freundl........ Dr. med. Phillipp Schenck

Wauuuuhhhh !!!! Tiefes Durchatmen - Ich bin es - stark ------

Wieder drei Minuten später hatte ich Herrn Dr. Schenck am Apparat, ein sehr netter, ruhiger und lustiger Arzt, der alles weitere mit mir besprach.

Seine erste Frage: "Herr Gr...... sind sie noch bereit zur ....... " -

Na klar Herr Dr. Schenck, jetzt wo es definitiv einen Menschen gibt, der meine Lebensspende benötigt, werde ich es mir doch nicht anders überlegen -

Auch Dr. Schenck erklärte mir noch mal alles auf mich zukommende Haarfein, keine Frage blieb offen.

Ich entschloss mich für die Stammzellenspende per OP aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose, zwei kleine Schnitte ca. 1-2 cm, je eine Naht, - im Kreiskrankenhaus Hameln an der Weser.

Schon am 26.10.2000 bekam ich die schriftliche Bestätigung zur Spenderuntersuchung, die dazu dient, den Spender auf "Herz und Nieren" zu untersuchen, um für den Spender jedes ausschließbare Risiko zur OP auch auszuschließen.

Termin: 07.11.2000 Hameln

08.00 Uhr - ich melde mich im Sekretariat Dr. Schmidt.

Zu allen Untersuchungen werde ich gebracht, kein suchen, kein langes warten, alle sehr nett und zuvorkommend, tolle Atmosphäre für ein Krankenhaus -

Ach noch dazu, - ich war noch nie als Patient im Krankenhaus, wurde noch nie operiert, auch noch nie genäht, nichts --- !

Röntgen, Lungentest, Urinabgabe, Blutentnahme, Eigenblutspende, letzter Check durch den sehr netten - in seiner Aufgabe aufgehenden - Prof. Dr. Schmidt. - Ergebnis -

100% Gesund ( lt. Dr. - gesünder geht nicht - schluck - und das trotz 2l Cola/ Tag und bis vor kurzen 25 Zigaretten / Tag , Süßigkeiten on Maß usw. ) ;-) egal -

ich bin es, ich kann Leben spenden - SUPER --.

Ich hatte absolut das Gefühl, die Gesundheit des Spenders geht zu 100% vor der Notwendigkeit der Spende für den Patienten !!!

Der Termin stand schon fest. Aufnahme in der Klinik 27.11., OP- 28.11., 29.11.00 Entlassung.

Am 15.11.00: Post - Bestätigung des OP Termins und eine Handynummer, die ich in dringenden Notfällen rund um die Uhr erreichen kann.

Wissensdurst stieg in mir auf ---

Ich durchforstete mindestens 20 Stunden alles, was es über Leukämie usw. im Internet gab. Trug mich in Gästebücher als zukünftiger Spender ein und saugte nur so Infos in mich auf. Schon am nächsten Tag bekam ich einige E-Mails von Betroffenen, Patienten, ehemaligen Spendern und Webmastern einiger Homepages.

Alle wünschten mir viel Glück bei meiner Spende.

Durch Infos aus dem Internet wurde mir klar, dass mir in den letzten Tagen vor der OP nichts mehr "passieren" darf, da sonst "mein Patient ".......... --- na ja ---- ich versuchte nicht daran zu denken, aber dieser Gedanke kommt ab und zu in mir hoch.

Von Prof. Dr. Schmidt erfuhr ich, dass ich für ein Kind im Ausland spenden werde.

Mann --- jetzt erst recht ---- es muss klappen.

Für unseren Arbeitgeber bekamen meine Frau und ich noch je ein Schriftstück, auch Rita darf / muss die OP-Tage zuhause bleiben, denn wir haben eine elfjährige Tochter, die betreut werden muss.

Alles kein Problem !!!

Sämtliche Kosten die mir entstehen werde ich von der DKMS erstattet bekommen - Arznei ( 5 Tage vor der OP nehme ich EisenTABLEtten ein - Keine Probleme - ), Fahrtkosten usw..

Unser Lohn wird unverändert weiter gezahlt, auch der Arbeitgeber rechnet mit der DKMS ab, die sich diese Kosten von der Krankenkasse des Patienten wiederholt.

Wirklich --- Alles Problemlos !!!

Es ist der 27.11.2000, Tag der stationären Aufnahme in Hameln:

Um elf Uhr holten wir unsere Tochter von der Schule ab,

um 13.30 Uhr meldete ich mich im Krankenhaus an.

13.45 Uhr Zimmerzuweisung, - Temperaturmessung, Pulsmessung, Blutabnahme und abhören der Lunge. Fragen wie: "Was möchten sie zu den Mahlzeiten - erfreuten mich dann natürlich, - fast wie ein Restaurant hier, denke ich so bei mir - .

Ca. 15.00 Uhr gehe ich mit meiner Familie noch mal über den schönen Hamelner Weihnachtsmarkt.

18.00 Uhr- ich ziehe mich um, bekomme Abendessen und mache mich näher bekannt mit meinem Bettnachbarn. - Wolfgang - Leukämie - vor acht Wochen transplantiert -

Mann, hat der etwas durchzumachen !!!

Ich denke so - Pippifax - Kleinigkeit - was mir bevorsteht im Vergleich, was er und andere in seiner Situation schon durchmachten, "Angst - Nee wirklich keine, die Ärzte, das Personal, alle verstreuen irgendwie Vertrauen.

Ich schlafe - sogar sehr ruhig.

28.11.2000 Tag der OP:

05.30 Uhr: Ich werde geweckt, ganz ruhig und sanft, bin aber sofort hellwach.

Eine nette Stimme bittet mich eine BeruhigungsTABLEtte einzunehmen, die OP- Kleidung anzuziehen.

Ich gehe duschen, nehme die Tablette und ziehe mich um.

06.15 Uhr: "Abfahrt- in den Keller" zur OP.

06.30 Uhr: Der Anästhesist und Dr. Schmidt begrüßen mich.

Ich werde in den Vorraum des OP geschoben, dann klettere ich auf den "OP-Tisch", werde in den OP-Raum unter die OP-Lampen geschoben.

Aufregung - Angst ---- komisch aber überhaupt nicht.

Mir wird eine Braunüle ( Kanüle Fa. Braun ) kurz über dem Handgelenk unter die Haut gestochen und eine Beruhigungsspritze injiziert.

Alles nichts besonderes, ne Spritze hat schon fast jeder mal bekommen oder !?

Dann tritt der Anästhesist neben mich, setzt mir eine kleine Beatmungsmaske über Mund und Nase und bittet mich ganz normal weiter zu atmen.

Ich zähle aus eigenen Willen noch meine Atmung, komme bis ca. 7 und ---------------------

wache wieder auf.

Es klingt komisch aber ich bin von eine auf die andere Sekunde hellwach, sehe einen Pfleger ca. drei Meter von meinem Bettende entfernt und sage - Hallo -, der Pfleger lacht - und erwidert "Na wieder unter den Lebenden ----- äääähhhh ich meine ---

Na wieder wach ? Wir lachen zusammen :-) :-) :-).

Gefühle - Schmerzen ??? überhaupt nichts ! Ich taste mit den Händen an meinem Becken entlang, fühle die zwei Sandsäcke ( 30 x 20 cm ) von denen man mir schon erzählte, rechts und links unter meinem Becken ! Sie dienen als Drückstütze an den Stellen an denen der Beckenkamm punktiert wurde.

700ml Knochenmark - Blutgemisch wurde mir entnommen, wie gesagt für ein Kind, für Erwachsene Patienten werden ca. 1000 bis 1500ml benötigt. Ein Unterschied für den Spender ist dieses aber nicht.

Meine 500ml Eigenblutspende wurden mir lt. Prof. Dr. Schmidt wieder gegeben, obwohl es nicht unbedingt nötig gewesen wäre bei 700ml Entnahme.

Es ist 08.30 Uhr als ich schon wieder auf mein Zimmer geschoben werde.

--- Hallo Wolfgang --- da bin ich wieder ! Auch Wolfgang freut sich, mich wieder zu sehen, fragt wie es mir geht ! Gut - eigentlich sehr gut -! Narkosenachwirkung ?

Eine Schwester erklärt mir , dass ich leider erst in sechs Stunden etwas zu essen oder trinken zu mir nehmen darf und auf keinen Fall alleine aufstehen, damit ich nicht umfalle - Wolfgang passt auf :-)

Ich telefoniere mit meiner Frau, teile ihr mit, dass es mir eigentlich sehr gut geht.

(((( heimlich - ich esse 4 ! Fisherman Friends ! der Geschmack tut gut --- ;-))))

Der Genuss nicht --- mir wird schlecht ! ich übergebe mich --- war wohl doch nicht so gut auf leeren, wohl noch leicht narkotisierten Magen.

Es ist ca. 14.00 Uhr - eine Stunde noch bis zum Wiedereintritt ins normale Leben, Essen, Trinken, Aufstehen usw. - denke ich so.

Die Sandsäcke fangen an zu stören, 14.40 Uhr der Druck auf meinem Becken, verursacht von den Sandsäcken, wird mir zu blöd - ich nehme sie weg !

15.10 Uhr: Ein Pfleger, von Wolfgang gerufen, bringt mir mein Essen, hilft mir aus dem Bett, Stütze -- ? Nicht nötig, ich stehe wieder fest mit meinen Beinen auf der Erde, gehe ins Bad mich frisch machen.

Mmmmhhhhh jetzt etwas trinken, ich hatte noch genug meiner eigens mitgebrachten Cola, dann essen. Cordon Blue, Broccoli, Kartoffelbrei, Soße - war echt gut das Essen.

Die Tür öffnet sich, ein Arzt muss mir noch zwei Spritzen Blut abnehmen, -

zur Kontrolle -

Mann, in den letzten Stunden muss mich die Hexe getroffen haben, so fühlt sich mein Rücken an.

Na ja, von den Sandsäcken hatte ich auch nichts gutes gehört :-).

In den Beinen ein ganz leichtes Gefühl von Muskelkater - vom Knochenmarkentzug.

Soll das alles gewesen sein !?

Es ist schon ca. 17.30 Uhr, irgendwann müssen doch die Schmerzen kommen ? oder ?

Die OP-Stellen sind nicht zu spüren, nur der Hexenschuss ist halt unangenehm.

Um 17.55 Uhr schaffe ich es gerade noch im Klinikrestaurant zwei Zeitungen zu kaufen und --- vor der Tür eine zu rauchen --- Schei.. - vor acht Wochen hatte ich damit aufgehört - aber diesen Zigarillo hatte ich mir verdient, ich hatte es geschafft, das war es schon - ich bin Lebensspender, mann ging das schnell vorbei, ein paar Erleichterungstränen, gebe ich zu, kamen mir schon, abwischen - noch ein Zug und wieder ab ins Zimmer, ein wenig lesen, viel erzählen, Abendbrot essen.

Ca. 23.00 Uhr wir löschen das Licht, das war er, der so besondere OP-Tag !

29.11.2000, Mittwochmorgen, 07.00 Uhr wecken, Temperatur messen, wie geht's ???

Gut, der Hexenschuss ist noch da, aber sonst alles prima. Frisch machen, frühstücken, unterhalten.

Es ist gerade 09.00 Uhr, als meine Frau Rita auf den Parkplatz fährt, ich grüße vom Balkon aus.

09.30 Uhr: Morgenvisite ! Prof. Dr. Schmidt "Nein - Herr Groeneveld - der Hexenschuss ist nicht vom liegen auf den Sandsäcken, wir sind ja ehrlich und geben zu, die Schmerzen kommen von der Punktion und werden noch ein paar Tage anhalten.

( Im Beisein von Wolfgang, einem Leukämiepatienten, ist es mir schon peinlich, bei meinem Hexenschuss von Schmerzen zu sprechen -- ).

09.45 Uhr sitze ich schon im Auto auf dem Weg nach Hause.

Mit im Auto ein dicker Blumenstrauß der DKMS Tübingen, mit einer kleinen Karte:

Lieber Herr Groeneveld, ein herzliches Dankeschön dem Lebensretter.

Ihre DKMS Tübingen - gez. Claudia Rutt.

Meine Gedanken --- so leicht wird man also Lebensretter !? die paar Rückenschmerzen,

die man ja auch sonst mal hat, ---- ich würde es wieder tun ---- jeder Zeit !

Zuhause freut sich meine Tochter Samantha ( 11 Jahre ) schon wahnsinnig auf ihren Papa, wir holen sie von der Schulbushaltestelle ab ---

Hallo Papa, ich bin so stolz auf dich und freue mich dich wieder zu haben. -

Tolles Gefühl -

Am Abend noch ein paar Telefongespräche mit Freunden, alle rufen an, zurückmelden, berichten.

30.11.2000: Die Neugier treibt mich an das Telefon. Anruf bei der DKMS Tübingen,

Herrn Dr. Schenck. Zwei --- Drei Fragen hätte ich da noch Herr Dr..

" Bitte - aber erst mal vielen Dank für ihre Spende im Namen der gesamten DKMS Herr Groeneveld" --- ok - gern geschehen.

"Herr Dr. ich bin ja neugierig, wohin ging denn meine Spende jetzt ?"

Herr Dr. Schenck geht mit mir noch einen Abschlussfragenkatalog durch, in ein bis zwei Monaten erfahre ich wie es dem Patienten geht, die Zeit der Anonymität beträgt zwei Jahre.

Postalischer Kontakt über die DKMS als Vermittler ist aber jederzeit möglich !

Unsere Gedanken und alle erdenklich guten Wünsche kreisen um die Empfängerin -

--- Ein 10 jähriges Mädchen in England ---

zu wenig rote Blutkörperchen, ---- Antikörper - -- Lebensgefährlich --- ohne Transplantation nicht mehr lange zu leben ---- fast so jung wie meine eigene Tochter, --

mir kommen wieder mal die Tränen ----

Schmerzen ? - wie weggeblasen ----. Spenden ? Jeder Zeit wieder !!!

Alles, alles gute, viel Gesundheit, viel Glück, dieser kleinen dort in England und ihrer Familie, so wie allen anderen Patienten dieser Welt ---- Heute und in der Zukunft !

Spender gibt es immer wieder und immer mehr ! Nie aufgeben !

Alle noch nicht typisierten ! verpasst nicht diese Chance, Leben retten zu dürfen.

Lasst euch typisieren und / oder spendet für die DKMS und ihren Hilfsvereinen !

Ich habe einiges mitbekommen und lernen dürfen, glaubt mir, es hat sich gelohnt und wenn ich nur einen Spender mit meinem Bericht helfen kann, nur einen Mitmenschen zu einer Typisierung bewegen kann, hat sich auch dieser Bericht gelohnt.

Vielen Dank an alle die mich unterstützten, besonderen Dank an alle Mitarbeiter der DKMS und des Kreiskrankenhauses Hameln.

Nicht zu vergessen sind Tausende von ehrenamtlichen Helfern, die irgendwo auf der Erde aufopferungsvoll für die Typisierungen und Spendengelder sorgen, aber auch alle Menschen die in der Forschung tätig sind und allesamt versuchen diese Krankheiten in den Griff zu bekommen.

DANKE

NACHTRAG vom 10.12.00:

Einen Schäferhund als Stofftier aus der bekannten SAT1 Serie Rex, den meine Tochter mir mit den Worten, "Papa stell dir den bitte auf deinen Nachttischschrank im Krankenhaus, der soll auf dich aufpassen", haben wir wenige Tage nach meiner OP als unadressiertes Päckchen in einem Päckchen an die DKMS geschickt, mit der Bitte dieses an die kleine Patientin weiter zu leiten.

Auf die Antwort, ob er denn angekommen sei, warten wir noch. Hoffen wir, dass dieser kleine "Glücksbringer" ihr helfen wird, die Krankheit besser zu überstehen.

Mehr dazu, vielleicht demnächst.

NACHTRAG vom 06.01.01:

Ein Volontär des Stuttgarter Wochenblattes ruft mich an und fragt, ob ich bereit wäre ein telefonisches Interview zu meiner Spende zu geben, er schreibt gerade einen halbseitigen Bericht über Stammzellenspenden. - Na klar -. Das Interview war fast eine Kopie meines Berichtes, am Ende erklärte ich ihm, dass es sich vielleicht etwas komisch anhört, aber ich denke jeden Abend beim Zubettgehen an "meine kleine Patientin dort in England". Werde Gesund, nur das zählt noch.

NACHTRAG vom 09.01.01:

Heute am 09.01.01, um 09.01 Uhr, klingelt es an der Haustür, - UPS - ein Paket für sie -, ohh endlich die bestellte Kaffeemaschine denke ich so, nein, da befindet sich ja ein Aufkleber der DKMS drauf - ein Paket aus England ?-

Neugierig machen Rita und ich uns an`s auspacken, Inhalt - ein Korb voller außergewöhnlicher Lebensmittel - Tannenwaldhonig, Energiedrinks, Marmelade, Wein, und und und. Alles von der Firma Feinkost KÄFER aus München und ein netter Brief der DKMS-

Sehr geehrter Herr Groeneveld,

wir freuen uns, dass Sie wieder gut zu Hause angekommen sind. Mit diesem Fitness-Korb bedanken wir uns nochmals recht herzlich für Ihren lebensrettenden Einsatz. Mit Ihrer Lebensspende geben Sie dem Patienten wieder Hoffjung und die Chance auf ein neues Leben.

Für Ihren persönlichen Lebensweg wünschen wir ihnen weiterhin alles erdenklich Gute.

MfG Ulrike Lutze ( DKMS )

Man sieht, die DKMS vergisst einen Spender nach der Spende nicht, VIELEN DANK allen Mitarbeitern.

An die Stammzellenspende erinnert mich körperlich überhaupt nichts mehr, auch die Minni- Narben muss man suchen um sie zu sehen.

Für Fragen zur Spende stehe ich unter unten stehendem Kontaktlink jederzeit gerne zur Verfügung.

Vielen Dank, möchte ich schon jetzt auch denjenigen sagen, die mir bis heute aufgrund dieses Berichtes viele nette E-Mails zusendeten.

Gruß Thomas Groeneveld

((( ? ? ? PS: Durch weitere Nachträge werde ich diesen Bericht immer wieder vervollständigen. Ab und zu mal reinschauen. ))) ? ? ?

Nachtrag vom 13.01.2001:

Post:

Sehr geehrter Herr Groeneveld,

leider bekam ich heute die traurige Mitteilung aus dem Transplantationszentrum, dass Ihre junge

Knochenmarkempfängerin am 17. Dezember verstorben ist.

Die transplantierten Zellen hatten gerade angefangen zu arbeiten und gesunde Blutzellen zu produzieren, als es dann zu Komplikationen gekommen ist.

Die Nachricht hat uns sehr getroffen. Vielleicht ist es aber ein Trost zu wissen, dass zumindest alles versucht wurde. Durch Ihre Spende haben Sie der Patientin die Chance gegeben, die Krankheit zu besiegen und ihr und ihrer Familie großen Mut gemacht und viel Hoffnung geschenkt. Und auch wenn die Transplantation leider nicht erfolgreich verlaufen ist, so haben Sie ihm doch die letzte Chance zum Überleben gegeben.

Herzlichen Dank für Ihre selbstlose Hilfe, auch wenn das Erreichen unseres höchsten Zieles- das gesunde Weiterleben des Kranken - ihr nicht mehr vergönnt war. Die behandelnden Ärzte haben gefragt, ob es okay wäre, dass REX bei der Familie bleibt. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen zu sagen, dass das kein Problem ist und hoffe dass es in Ihrem Sinne war.

Mit freundlichen Grüßen

-------------------------------- SCHEIIIIIIIIIIIIIßßßEEEEEEEEEEEEEEE --------------------------------

Entschuldigung, - aber heute schreibe ich es mal aus, das war mein erster Gedanke !

Erst mal war ich fertig mit der Welt WAAAARUM ??? mit absoluter Sicherheit hat jeder getan was er konnte - warum mit 10 Jahren ???

Ich war wirklich erst am überlegen, ob ich diesen Brief auch hier in meinem Bericht komplett erscheinen lasse ! ABER -

ich wurde im Endeffekt hiermit nochmals auf diese miese Krankheit aufmerksam gemacht, es ist eine Krankheit, gegen die man alles erdenkliche tun muss und doch zur Zeit noch nicht alles tun kann.

Der Kampf gegen die Leukämie, steht immer noch am Anfang ! Es ist noch sehr viel zu tun von Seiten der Forschung, der Ärzte und aber auch von Seiten der Menschen, die sich durch eine Typisierung zum Leben spenden bereit erklären.

Diese, "meine kleine Patientin", das habe ich begriffen, hatte ohne mich keine Chance zum überleben dieser Krankheit, es war den letzten Versuch, ihr durch eine Stammzellenspende bei ihrem Kampf zu helfen, jede erdenkliches Hürde, jede Zeit, jede Unangenehmheit und jeden Schmerz wert, ihr dabei zu helfen.

Ich würde es jederzeit wieder tun !!!

Meine Familie und ich, sind in Gedanken bei der Familie drüben in England, auch wir werden dieses Erlebnis, diese Erfahrung nie vergessen und senden den Familienmitgliedern unser Beileid.

Wie viele Kinder, wie viele Menschen müssen noch sterben, weil es nicht genug typisierte potentielle Spender gibt, die einem Patienten doch wenigstens die Hoffnung geben diese schwere Krankheit zu besiegen ?

Es ist mir klar geworden, das es keine 100%tige Chance ist, aber auch die kleine Chance zum überleben, sollte und darf - nicht ungenutzt bleiben !

Es ist mir wirklich schwer gefallen diese Zeilen zu schreiben, doch ich möchte nicht diesen, sondern die vielen Fälle, in dem die Transplantation zum erwünschten Erfolg verhalf, als Beispiel und Ansporn nehmen, um allen die nicht typisiert sind zu sagen : "Lasst Euch typisieren, es ist für Euch ein kleiner Eingriff, für den Patienten - die große Hoffnung"- und was wäre das Leben noch wert ohne Hoffnungen und Wünsche ? - Die sich ja doch immer wieder mal erfüllen !!!

Nachtrag: 17.01.01

Heute las ich in unserer Tageszeitung einen größeren Artikel über eine Typisierungsaktion in Wittingen. Nach wenigen Zeilen, kam mir einiges irgendwie bekannt vor, da berichtet eine Frau, Angestellte in der Wittinger Diakonie, von dem Ehemann einer Kollegin aus Hannover, deren Mann schwer an Leukämie erkrankte und dringend einen Spender benötige, der im Sept. 2000 durch die Aktion gefunden werden sollte. Dieser Mann habe fünf Kinder und man freute sich, dass er diesen einen Spender auch fand und seit Oktober letzten Jahres auf dem Weg der Besserung sei.

So im weiterlesen, entdeckte ich sogar den Namen des Patienten, Boohhh - er ist es ----- Wolfgang, -- mit ihm lag ich in Hameln zusammen auf einem Klinikzimmer. Er hat sich noch nicht bei mir gemeldet ( es sei ihm verziehen, er hat wahrlich andere Sorgen ), aber diese Zeilen in denen steht, dass er auf dem Wege der Besserung sei, die freuen mich besonders. Halte durch Wolfgang - kämpfe, Du schaffst es.

Und falls Du oder Deine Tochter ( Internetanschluss ) diese Zeilen liest, bitte melde Dich mal bei mir. Gruß Thomas

Vielen Dank allen, die mir und der kleinen Patientin zur Seite standen, halfen, Briefe / Mails schrieben und Hoffnung gaben.

- Ich bin gerne Bereit, diesen Bericht weiter zu führen, falls ich noch näheres erfahre, vielleicht - denn ich wüsste es gerne - erfahre ich von der Familie aus England, mal den Namen der kleinen oder bekomme mal ein Foto zugeschickt.

DANKE

( Ihr hattet bis hierhin viel zu lesen, ich hoffe es hat Euch trotzdem angesprochen und ich wünschte mir, ich erreiche mit diesem Bericht das, was ich erreichen möchte, mehr Aufklärung, Anregung, Menschen zu erreichen, die sich jetzt sagen, egal - ich lasse mich typisieren und wenn es darauf ankommt, Spende ich Leben und gebe Hoffnung. )

Thomas Groeneveld

Für Fragen zur Spende stehe ich unter unten stehendem jederzeit gerne zur Verfügung.

Vielen Dank für den Bericht an
Thomas Groeneveld